Förderung wissenschaftlicher Arbeit
Verleihung der Walter-Cyran-Medaille 2022
Prof. Dr. Klaus Cichutek
Laudatio für Prof. Dr. Klaus Cichutek zur Verleihung der Walter-Cyran-Medaille 2022
Sehr geehrter Professor Cichutek, lieber Klaus,
ich freue mich, einige Worte anlässlich der heutigen Veranstaltung sprechen zu können.
Udo Jürgens hat ja vor Jahrzehnten in einem seiner bekannteren Schlager die These vertreten, dass mit 66 Jahren „das Leben anfängt“. Wörtlich kann man das natürlich nicht nehmen, aber immerhin liegt es in der eigenen Hand, was man mit dem weiteren, hoffentlich möglichst langen Leben nach der beruflichen Tätigkeit anfängt.
Es gibt da viele, ganz unterschiedliche Varianten - den Menschen, der versucht, möglichst nahe an der bisherigen Tätigkeit und „im Geschäft“ zu bleiben; ich habe einige aus meiner Sicht ausgesprochen bedauernswerte Menschen kennen gelernt, die sich immer wieder bemüht haben, den ehemaligen Arbeitsplatz und die ehemaligen Kollegen aufzusuchen, was diesen schnell zu viel wurde; andere dagegen blühen auf, wenn sie selbst gewählten, vielleicht schon immer angestrebten neuen Beschäftigungen nachgehen können, oder längere Reisen in für sie neue Ecken der Welt unternehmen (immer vorausgesetzt, dass neue Varianten des Coronavirus oder andere Probleme dem nicht entgegenstehen).
Aber zurück zum eigentlichen Thema. Unsere Werdegänge weisen ja eine ganze Reihe von Parallelen auf – naturwissenschaftliches Studium, mehrjährige Auslandsaufenthalte, Publikationen in international beachteten Zeitschriften, langjährige Gremienarbeit auf nationaler und internationaler Ebene. Von sehr großer Bedeutung, wenn auch nicht immer gegeben, ist die gute Zusammenarbeit mit Mitarbeitenden, die Ziele im Dienste des Instituts verfolgen und unterstützen.
Wir beide haben die Jahre 1988 bis 1992 als Fachgebietsleiter im Dienste des Paul-Ehrlich-Instituts (PEI) verbracht, bis ich den Schritt zum Bundesministerium für Gesundheit gegangen bin. Jahre später (2009/2010) haben wir fast zeitgleich die jeweilige Leitungsfunktion der für Arzneimittel zuständigen Bundesoberbehörden PEI bzw. BfArM sowie die Vertretung Deutschlands unter anderem im Verwaltungsrat der Europäischen Arzneimittelagentur übernommen.
Du hast über deine unmittelbaren Aufgaben im PEI hinaus eine Fülle weiterer Tätigkeiten ausgeübt:
Vorsitzender der Kommission Somatische Gentherapie des Wissenschaftlichen Beirats der Bundesärztekammer in den Jahren 2000-2010;
Vorsitzender der Arbeitsgruppe Gentherapie des Ausschusses für Humanarzneimittel der Europäischen Arzneimittelagentur (CHMP) von 2003 bis 2010;
Ko-Vorsitzender der Diskussionsgruppe Gentherapie der Internationalen Konferenz zur Harmonisierung pharmazeutischer Anforderungen an Humanarzneimittel (2004-2010);
Vorstandsmitglied der Europäischen Gesellschaft der Gen- und Zelltherapie (2005-2010);
Vorstandsmitglied der Arbeitsgemeinschaft der Ressortforschungseinrichtungen seit 2010;
Ko-Vorsitzender der HMA-Gruppe Benchmarking der Europäischen Arzneimittelagenturen (2011-2014);
Gründungsmitglied und Koordinator der Produktentwicklungseinheit des Deutschen Zentrums für Infektionsforschung sowie Mitglied des Loewe-Zentrums Zell- und Gentherapie in Frankfurt a.M. (2012);
Mitglied (seit 2012) und Vorsitzender (2016 und 2017) des WHO-Expertenrats Biologische Standardisierung;
Vorsitzender der HMA Managementgruppe (2014-2018);
Mitglied des Expertenkomittees zur Impfstoff-Produktentwicklung der WHO.
Als Autor und Koautor hast Du mehr als 150 Veröffentlichungen in internationalen Wissenschaftsjournalen verfasst.
Deine Forschungsschwerpunkte lagen/liegen in den Bereichen Biomedizinische Arzneimittel einschließlich Arzneimittel für neuartige Therapien und DNA/Vektorimpfstoffe, Gentherapie (u.a. virale Vektoren, Stammzellentransfer) und Retrovirologie mit den Schwerpunkten HIV/SIV-Immunpathogenese und AIDS. In den letzten Jahren standen u. a. die Erforschung von Vektor-Impfstoffen auf Basis des Masern-Impfvirus sowie die Erprobung gentechnologisch veränderter T-Zellen von an Krebs erkrankten Patienten im Tiermodell im Vordergrund Deiner Forschung.
Da ich aber von diesen Dingen keinerlei tiefergehende Ahnung habe, beende ich meinen Vortrag an dieser Stelle. Ich wünsche Dir für Deine weitere wissenschaftliche Arbeit möglichst großen Erfolg, gleichzeitig aber auch einen glatten, allmählichen Übergang in andere, familiennahe Bereiche…
und hoffe, Dich weiterhin bei gegebenen Anlässen zu treffen.
Mit besten Grüßen
Walter Schwerdtfeger