Förderung wissenschaftlicher Arbeit

Verleihung der Walter-Cyran-Medaille 2021

DI. Dr. Christa Wirthumer-Hoche




Laudatio für Frau DI. Dr. Christa Wirthumer-Hoche zur Verleihung der Walter-Cyran-Medaille 

Meine sehr geehrten Damen und Herren,
ich freue mich, den heutigen 2. Kongreßtag mit einem besonderen Anlass zu beginnen -  heute verleihen wir zum 18. Mal die Walter-Cyran-Medaille.
Walter Cyran war ein deutscher Apotheker und Lebensmittelchemiker, der 1947 im Innenministerium des Landes Württemberg-Hohenzollern und später von Baden-Württemberg die Referate für Pharmazie und Lebensmittelchemie übernahm sowie später Lehrbeauftragter bzw. Honorarprofessor an den Universitäten Freiburg, Karlsruhe und Tübingen wurde.  In zahlreichen Gremien hat er über viele Jahre die moderne Arzneimittelgesetzgebung beeinflusst und mitgestaltet, seine vielfältigen Publikationen und herausragenden Standardkommentare wie z.B. die von ihm mitbegründeten Kloesel/Cyran oder Cyran/Rotta sind heute noch jedem Arzneimittelrechtler und Regulator ein Begriff.

Mit der Walter-Cyran-Medaille ehren wir Menschen, die sich ganz besonders um den Bereich Regulatory Affairs verdient gemacht haben. Sie sind daher wahrscheinlich nicht überrascht zu hören, wer dieses Jahr ausgewählt wurde: heute zeichnen wir Frau Dr. Christa Wirthumer-Hoche mit der Walter-Cyran-Medaille aus. Und ich kann sagen, dass es mir nicht nur eine große Freude sondern auch eine Ehre ist die heutige Laudatio zu halten.Mit Frau Dr. Christa Wirthumer-Hoche ehren wir eine weithin geschätzte Kollegin, Referentin und Dozentin sowie Freundin, die „regulatory affairs“ im Rahmen ihrer Tätigkeiten im regulatorischen Netzwerk national, europäisch und international enorm beeinflusst hat.
Dies zeigt auch ihr Lebenslauf: von 1975 bis 1981 studierte sie in Wien technische Chemie mit Schwerpunkt Biochemie, ihre Diplomarbeit verfasste sie am Institut für angewandte Botanik, ihre Dissertation folgte am Institut für medizinische Physiologie 1983. Danach startete sie ihr Berufsleben an der Bundesanstalt für chemisch-pharmazeutische Untersuchungen in Wien, einer nachgeordneten Dienststelle des Gesundheitsministeriums - dieser Thematik rund um die Qualitätssicherung von Arzneimitteln sollte sie in der Folge treu bleiben, das zieht sich wie ein roter Faden durch ihre vielfältigen Stationen und Aufgaben. 1994 wurde sie zur Abteilungsleiterin für fachlich koordinative Tätigkeit in der Bundesanstalt ernannt, was mit der Implementierung der Pharmagesetzgebung vor dem EU-Beitritt Österreichs verbunden war, der 1995 erfolgte. In der Zeit war sie als „Observerin“ in der Quality Working Party der EMA dabei, von 1995 bis 2000 dann als reguläres Mitglied. 1997 erfolgte ein Wechsel ins Gesundheitsministerium und sie vertrat Österreich im Humanausschuss für Arzneimittel, damals noch CPMP von 1997 bis 2001; teilweise parallel war sie Member in der Mutual Recognition Fascilitation Group (MRFG) bis 2005, in der Nachfolgegruppe, dem CMDh war sie bis 2013 aktiv. Nachdem sie 1998 Abteilungsleiterin für pharmazeutische Angelegenheiten geworden war, kam dann 1999 eine sehr wichtige Aufgabe dazu: für die Europäische Kommission entwickelte sie das Modul 1 des sog. Common Technical Documents, welches einen riesigen Fortschritt in der Harmonisierung von Antragsunterlagen für Zulassungsprozesse brachte. AB 2004 setzte sie dann die Ausgliederung der Abteilung „Pharmazeutische Angelegenheiten“ aus dem Bundesministerium in die Agentur für Gesundheit und Ernährungssicherheit (AGES) um, was die Geburtsstunde einer eigenständigen Agentur für Arzneimittel und Medizinprodukte in Österreich war. Für diese erfolgreiche Umsetzung wurde sie 2006 mit dem Grossen Ehrenzeichen für die Verdienste um die Republik Österreich ausgezeichnet. Im Jahr 2013 übernahm sie die Leitung der AGES mit dem Ziel, diese zu einer der wichtigsten Behörden im europäisch-regulatorischen Netzwerk zu machen, was ihr ohne Zweifel gelungen ist. In dieser Funktion wurde sie auch Mitglied des Management Boards der europäischen Zulassungsbehörde EMA und 2016 zur Vorsitzenden dieses wichtigen Aufsichtsgremiums gewählt, 2019 erfolgte die Wiederwahl mit sehr großer Mehrheit aufgrund ihrer erfolgreichen Führung dieses Gremiums. Sie setzte dort wichtige Schwerpunkte: die Umsetzung der Clinical Trial Regulation und der Aufbau des Clinical Trial Information System (CTIS), das Management der Brexit-Folgen für den Arzneimittel- und Medizinproduktesektor, eine Strategievorgabe für diese Bereiche bis 2025 unter Berücksichtigung neuer Ansätze wie z.B. Real World Evidenz komplementär zu klinischen Studiendaten in RCTs.
Sie ist weiterhin in vielen nationalen und europäischen Gremien und Beiräten aktiv und es würde zu weit führen diese alle hier aufzuzählen. Neben der fachlichen Expertise war es ihr aber auch von Anfang an in ihrer Karriere wichtig, Wissen weiterzugeben, neue Kolleginnen und Kollegen auszubilden und weiter zu entwickeln. So hat sie das EU Network Training Center mit aufgebaut und als Co-Chair betreut und sie ist, was heute hier natürlich eine besondere Erwähnung verdient, seit 22 Jahren im Studiengang der DGRA ab dem 2.Kurs für Modul 1 mit dabei, zuletzt am vergangenen Wochenende.
Das ist die zugegebenermaßen formale offizielle und sehr erfolgreiche Seite von Frau Dr. Wirthumer-Hoche: genauso wichtig ist aber auch die persönliche Seite, die menschlichen und die sogenannten überfachlichen Qualitäten, die Dich liebe Christa auszeichnen: Du hast ein Gespür für kritische Situationen schon in deren Anbahnungsphase, dabei bist Du ein Mensch, der integriert, nach Lösungen sucht und dabei auf andere zugeht. Du bist geradlinig, aber immer mit großem Respekt und viel Toleranz für Dein Gegenüber, Du bist absolut zuverlässig. Aber vor allen Dingen hast Du ein riesengroßes Herz, Du strahlst soviel Lebensfreude aus und das konnte man bei den Meetings während der österreichischen Ratspräsidentschaften sozusagen live erleben.
Ich, und ich bin sicher viele teilen das, freuen sich mit Dir zu arbeiten, Dich als Kollegin zu haben und erst recht Dir freundschaftlich verbunden zu sein. Ich selber habe von Dir viel gelernt, wir haben vieles zusammen angegangen im Netzwerk und erreicht. Ich bin stolz auf unsere Freundschaft, für mich bist Du die „Grande Dame“ des europäischen regulatorischen Netzwerks und Du hast diese Ehrung mit der Walter-Cyran-Medaille mehr als verdient! Chapeau!
Prof. Dr. Karl Broich