Förderung wissenschaftlicher Arbeit

Verleihung der Walter-Cyran-Medaille 2017

Dr. Birka Lehmann

Laudatio für Frau Dr. Birka Lehmann zur Verleihung der Walter-Cyran-Medaille

Meine sehr geehrten Damen und Herren,
es ist mir eine große Freude, den heutigen Tag mit einem angenehmen und schönen Anlass zu beginnen -  heute wird zum 15. Mal die Walter Cyran Medaille verliehen.
Gestern haben Sie neben möglichen Folgen des Brexit vieles zur Problematik von klinischen Prüfungen bei Kindern und Jugendlichen gehört und diskutiert. Klinische Prüfung und Anwendung bei Kindern und Jugendlichen sowie die Einbindung von Patientenbelangen bilden eine Brücke zu unserer diesjährigen Preisträgerin.
Wie die meisten von Ihnen wissen verleihen wir die Walter Cyran Medaille um Menschen zu ehren, die sich um den Bereich Regulatory Affairs besonders verdient gemacht haben. Sie sind daher wahrscheinlich nicht überrascht zu hören, wer dieses Jahr ausgewählt wurde: mit der Walter-Cyran-Medaille wird dieses Jahr Frau Dr. Birka Lehmann ausgezeichnet. Und ich kann sagen, dass es mir nicht nur eine Freude sondern auch eine Ehre ist die heutige Laudatio zu halten.
Wenn Sie den Hintergrund der Medaille und ihres Namensgebers berücksichtigen und das Wirken von Frau Dr. Lehmann anschauen, wissen Sie auch warum.
Walter Cyran wurde 1907 in Düsseldorf geboren und ist im Jahr 2000 in Tübingen verstorben. Er hatte in Tübingen Pharmazie und Lebensmittelchemie studiert. 1947 übernahm er im Innenministerium des Landes Württemberg-Hohenzollern und später von Baden-Württemberg die Referate für Pharmazie und Lebensmittelchemie.
Er war als Lehrbeauftragter bzw. Honorarprofessor an den Universitäten Freiburg, Karlsruhe und Tübingen tätig und hatte in vielen Gremien  zur Weiterentwicklung des modernen Arzneimittelrechts aktiv mitgearbeitet, was auch seine zahlreichen Publikationen belegen. Durch seine vielfältigen Publikationen und herausragenden Standardkommentare wie z.B. die von ihm mitbegründeten Kloesel/Cyran oder Cyran/Rotta wurde er bekannt. Herr Granzer hat ihn in einer früheren Laudatio als einen der Väter des Arzneimittelrechts benannt.
Das Arzneimittelrecht hat sich aber dynamisch weiterentwickelt, das sieht man alleine an unserer Fachgesellschaft und am Studiengang Drug Regulatory Affairs - um diese Dynamik und Komplexität zu adressieren braucht es Menschen, die diese Aufgaben annehmen und vorantreiben.
Mit Frau Dr. Birka Lehmann ehren wir heute eine geschätzte Kollegin, Referentin und Dozentin, Ärztin und Freundin, die Arzneimittelrecht zeitweise mit entwickelt, Arzneimittelrecht v.a. aber auch in praktische Auslegung und Anwendung auf verschiedenen Ebenen umgesetzt hat.
Frau Dr. Lehmann hat ihr Medizinstudium 1984 mit der Approbation abgeschlossen, 1988 folgte die Promotion. 1986 begann sie ihre "regulatorische" Karriere als wissenschaftliche Mitarbeiterin im Fachgebiet „Sicherheitstoxikologie“ im Institut für Arzneimittel des damaligen Bundesgesundheitsamtes. 1988 übernahm sie die Leitung des Fachgebietes "Wissenschaftliche Vorprüfung" und wurde nach der Auflösung des Bundesgesundheitsamtes 1994 Fachgebietsleiterin "Dezentrale europäische Verfahren" und Mitglied des entsprechenden Gremiums bei der EMEA, wie sie damals noch hies.  Besonders erwähnenswert Ihre Jahre bei der EC von 2002 bis 2006, wo sie intensiv in die Pharmarechtssetzung involviert waren. Zurück aus Brüssel waren Sie zunächst Abteilungsleiterin einer Zulassungsabteilung und dann bis zu Ihrem Ausscheiden Leiterin der Stabsstelle EU/Internationale Angelegenheiten des BfArM. Sie waren viele  Jahre Mitglied des pädiatrischen Kommittees bei der EMA und haben auch die Einbindung von Patientenbelangen vorangetrieben, EUPATI ist hier das zugehörige Stichwort. "Kinder sind keine kleinen Erwachsenen", für dieses Thema haben Sie viel geleistet, die Umsetzung der Verordnung für Kinderarzneimittel war Ihnen immer eine Herzensangelegenheit.
Sie waren von 1999 -vom 1. Kurs-, also ganz von Anfang an, als Lehrbeauftragte im Masterstudiengang "D.R.A." dabei, v.a. in den Modulen 1 und 3, Sie haben zahlreiche Workshops und Update-Veranstaltungen sowie Jahrestagungen mit Ihren Vorträgen und Ihrem regulatorischen Wissen bereichert. In all diesen Jahren haben Sie Studienarbeiten und Klausurfragen korrigiert, mündliche Prüfungen abgenommen und Masterarbeiten betreut und sich auch dabei einen exzellenten Ruf erarbeitet. Wir sind sehr froh, dass Sie hier weiter zur Verfügung stehen und zum Beispiel am 16.11. dieses Jahres den Workshop "Klinische Studien bei Kindern" moderieren.
Hinter diesem vielfältigen Wirken steht ein Mensch, der sich bei all diesen Aktivitäten und Verdiensten immer selbst zurücknimmt, sich nie in den Vordergrund spielt, immer kompromissbereit nach einer Lösung sucht und einfach Dinge macht und voranbringt. Dass hat Ihnen nicht nur Respekt und Anerkennung, sondern zurecht auch viele Sympathien und Freunde gebracht. Ich selber erinnere mich, dass ich in meinen Anfangszeiten mit dem BfArM gefremdelt habe und ich Ihren erfahrenen Rat gesucht habe. Sie haben sich das gelassen angehört und dann gesagt, dass ich etwas Geduld haben und dem BfArM und mir eine Chance geben soll. Als BfArM-Präsident kann ich nur sagen: Gut, dass ich Ihren Rat damals befolgt habe.
Ich kann hier im Namen aller Mitglieder der DGRA, aller Studenten, aller ehemaligen Studenten, des Vorstands und als BfArM-Präsident sagen:
Wir danken Ihnen, liebe Frau Dr. Lehmann, für Ihre Tatkraft, Ihren Einsatz, Ihre Kompetenz und Ihr fundiertes Wissen. Sie haben den Studiengang und die Fachgesellschaft von der ersten Stunde an exzellent mitbetreut und haben somit großen Anteil am Erfolg des Studienganges und unserer Fachgesellschaft. In einem Interview zu Ihrem BfArM-Abschied wurden Sie gefragt, was Sie Ihrem Nachfolger wünschen und Ihre Antwort war "Gute Nerven und behalten Sie den Glauben an Europa" – das ist auch aktuell bei unseren Zeitläufen ein schönes Schlusswort.
Ich freue mich, liebe Frau Dr. Lehmann, dass wir Ihnen nun im Namen der DGRA die Walter Cyran Medaille 2017 für Ihre besonderen Verdienste um die Rolle und den Stellenwert der Ausbildung in Drug Regulatory Affairs verleihen.

Prof. Dr. Karl Broich

BILDERGALERIE

Preisverleihung 2017