Förderung wissenschaftlicher Arbeit

Verleihung der Walter-Cyran-Medaille 2009

Prof. Dr. Werner Glombitza




Laudatio

Dr. Ulrich Granzer, Vorsitzender der DGRA e.V.

Meine Damen und Herren,

Am Ende des ersten Tages verleihen wir traditionell, wenn wir denn einen würdigen Preisträger finden, die Walter Cyran Medaille.

Heute haben wir viel zum Pharmaceutical package gelernt, dann gesehen, daß wir eine stärkere Fokussierung auf die Arzneimittelsicherheit - Pharmacovigilanz - sehen, durchaus vergleichbar mit anderen Teilen der Welt. Zum Schluß dann die Variation Regulation und ihre Implikationen auf viele der auch hier anwesenden Kolleginnen und Kollegen in den Firmen

Nun aber zu unserer Preisverleihung:

Wir möchten heute die Walter Cyran Medaille verleihen.

Ich habe die besondere Ehre und Freude, zu diesem Anlass eine Laudatio auf den Empfänger zu halten.

Doch zuerst traditionell ein paar Worte zum Hintergrund der Medaille und ihrem Namensgeber:

Die DGRA hat diese Medaille nach Walter Cyran benannt. Walter Cyran ist 1907 in Düsseldorf geboren worden und 2000 in Tübingen verstorben. Er hatte in Tübingen Pharmazie und Lebensmittelchemie studiert. Nach dem 2. Weltkrieg übernahm er 1947 im Innenministerium des Landes Württemberg-Hohenzollern und später von Baden-Württemberg die Referate für Pharmazie und Lebensmittelchemie.

Er ist als Lehrbeauftragter bzw. Honorarprofessor an den Universitäten Freiburg, Karlsruhe und Tübingen tätig gewesen und hat zahlreichen, für die Erarbeitung eines modernen Arzneimittelrechts tätigen Gremien angehört. Er wurde durch seine vielfältigen arzneimittel- und apothekenrechtlichen Publikationen bekannt.

Der von ihm zusammen mit Kloesel begründete Kommentar zum Arzneimittelrecht hat sich als der "Kloesel/Cyran" zum Standardwerk dieses Rechtsbereiches entwickelt. Ähnliches gilt für den "Cyran/Luckenbach/Hügel" bzw. den daraus hervorgegangenen "Cyran/Rotta" für das Apothekenrecht.

Nun zu unserem Preisträger:
Wir haben das Projekt DGRA vor über 10 Jahren aus der Taufe gehoben, klassisch, so, wie man in Deutschland einen Verein gründet: 7 Personen müssen dazu mindestens zusammen kommen, einen Vorstand wählen und eine Satzung beschließen. Dann kann der Verein eingetragen werden und seinen, hoffentlich gemeinnützigen, Zweck erfüllen.

Das hat so vor 10 Jahren statt gefunden und schon damals wären wir aufgeschmissen gewesen, wenn wir nicht Jemanden dabei gehabt hätten, der weiß, wie eine Vereinssatzung aussieht und was man da so machen muß.

Die Idee war, Ein Diskussions- und Fortbildungsforum für Alles, was sich um die Entwicklung, Zulassung und Änderungen von Arzneimitteln dreht, zur Verfügung zu stellen.

Zum Zeitpunkt der Gründung gab es bei der EFPIA ein priority action team „regulation 2000“, das die Kommissionsbemühungen zur Überarbeitung der Zulassungsgesetzgebung begleiten sollte.
Wie wir alle wissen, wurde aus dem PAT regulation 2000 erst das PAT regulation 2001 und dann das PAT FML, weil keiner so genau wusste, wann die neue Arzneimittelgesetzgebung denn nun fertig ist. Für mich ist das ein schönes Beispiel für die Unkalkulierbarkeit und damit auch Unsicherheit bei der Ausführung komplexer Vorgänge.
Ein paar Beispiele, was Alles so in den ersten 10 Jahren DGRA passiert ist:

Wir haben eine Renovierung des zentralen Verfahrens gesehen, die Marginalisierung der nationalen Zulassung und das Explodieren des DCP.

Die Paediatric Regulation, ist ebenso dazu gekommen wie risk management plans, der Readability test und viele andere neue Regeln, Gesetzte, Verordnungen, Guidelines, etc.

Dazu kommt, daß trotz Genomics, Proteomics und verschiedenster neuer Technologieplattformen die Anzahl neuer Arzneimittel kontinuierlich zurückgeht.
Ein weiterer Punkt, der zu bedenken ist, ist daß die großen Volkskrankheiten immer besser therapierbar werden, bis hin zu einer endlich verbesserten Behandlung verschiedenster Krebserkrankungen.

Dies führt zwangsläufig langfristig hin zu Nischenkrankheiten, Orphans, kleineren Indikationen mit kleineren Patientenpopulationen. Es bedeutet aber nicht, daß die Anforderungen für neue Arzneimittel kleiner werden. Damit ist klar, daß die Arzneimittelentwicklungs und Zulassungsumwelt noch komplexer wird, als sie es ohnehin schon war und auch ist.

Das verlangt von jedem, der sich mit der Materie beschäftigt, ein beständiges Lernen und eine Anpassung an diese sich immer schneller verändernden Umwelt.

Die klare Schlußfolgerung ist, daß Jeder, der sich ernsthaft mit regulatory affairs beschäftigt, Diskussionsforen, Interpretationshilfen und Kolleginnen und Kollegen benötigt, die einen vergleichbaren aber dennoch unterschiedlichen Erfahrungshorizont besitzen.

Nur so kann man in einer solchen Umgebung überleben, sich behaupten, neue Ideen entwickeln und damit entsprechend reüssieren.

Diese Schlussfolgerung gilt übrigens für alle Beteiligten, unabhängig davon, ob sie in der Industrie, in Behörden oder der EU Kommission arbeiten.
Genau dieses unabhängige und unreglementierte Forum wollte die DGRA von Anfang an bieten.

Um aber an ein solch überaus komplexes von Erfahrung und Wissen geprägtes Thema erschließen zu können, braucht man eine Ausbildung, die auch Neulingen eine gute Basis gibt, in das Themenumfeld hinein zu kommen, unseren Masterstudiengang.

Der Studiengang ist, das kann man mit Fug und Recht behaupten, ein riesengroßer Erfolg geworden, weil er nicht nur die Wissens- sondern auch die Networking Grundlage für das erfolgreiche Arbeiten in der Arzneimittelzulassung legt oder zumindest kräftig dabei hilft, es zu legen.

Das zeigen Alumni Club, Update Workshops viele Veranstaltung, bei der eine große Zahl ehemalige Studenten anwesend sind.

Hinter der Etablierung und vor Allem dem Erfolg des Masterstudiengangs stehen natürlich immer mehrere Menschen, dazu gehören aktive Mitglieder der Uni Bonn, alle Referenten, die Studenten, die offensichtlich trotz der hohen Anforderungen gerne kommen und Ihre Lerninhalte neben ihrem eigentlichen vollen Beruf in der Industrie, der Lehre oder in Behörden nachgehen.

So etwas funktioniert aber nur so gut, wenn sich eine Person ganz besonders um eine anfänglich noch zarte Pflanze kümmert, der dann, vielleicht, auch noch in der pharmazeutischen Biologie besonders zu Hause ist.

Wir hatten das große Glück, daß sich Herr Glombitza dieser Aufgabe angenommen hatte, der nicht nur der Spiritus Rector, der gute Geist und Organisator war sondern auch durch seinen Einsatz und sein Wissen um die Tücken der Univerwaltung zu Recht als der Vater des Studiengangs bezeichnet werden kann.

Ohne ihn hätte es den Studiengang nicht gegeben. Ich möchte ihm und ganz besonders auch seiner Frau danken, daß wir da sind wo wir heute stehen:
Anerkannt, wichtiger Bestandteil der Uni Bonn und auch international durch die Erfüllung der Bologna Kriterien ganz vorne dabei.

Ich kann hier im Namen aller Mitglieder der DGRA, aller Studenten, aller ehemaligen Studenten, dem Vorstand sprechen:
Wir danken Ihnen, Herr Professor Glombitza, für Ihre Tatkraft, Ihren Einsatz, Ihr Wissen und vor allem dafür, daß Sie immer einen Weg und einen Ausweg, auch aus dem Gestrüpp von Vorschriften, Verwaltung etc wussten.

Ich könnte jetzt natürlich auch die anderen Meilensteine in der Karriere von Professor Glombitza auflisten und vortragen, aber hier möchte ich mich auf die reinen Gründe für die Auswahl zur Verleihung der Cyran Medaille beschränken.

Wir ehren heute Professor Dr. Werner Glombitza für seine Rolle als Initiator und Leiter des Studiengangs, als Lotse für den Umgang von uns Unbedarften mit der Universitätsverwaltung, als Helfer für alle Fragen im Zusammenhang mit dem Studiengang und als steter Antreiber für so ziemlich alle Belange der Studenten.

Ich freue mich, ihnen lieber Herr Glombitza im Namen der DGRA an der historischen Stätte des ehemaligen Parlamentsgebäudes der Bundesrepublik Deutschland die Walter Cyran Medaille 2009 für Ihre besonderen Verdienste um die Rolle und den Stellenwert der Ausbildung in der Drug Regulatory Affairs zu verleihen.

 

BILDERGALERIE

Preisverleihung 2009